Smart Participation

Wie lässt sich in einer Stadt ein funktionierender Helferkreis für Flüchtlinge aufbauen, wie Armut und soziale Ausgrenzung beseitigen? Welche Nachnutzung kommt in Betracht, wenn die Stadt ihr Kreiskrankenhaus in ein paar Jahren durch einen Neubau ersetzen wird? Wie werden Gesundheitsversorgung und Langzeitpflege bezahlbar? Wie kann man dem Klimawandel begegnen? Wie lobt eine Kommune einen Kunstpreis reibungslos aus? – Das gesellschaftliche Leben steckt voller Fragen, immer und überall. Wie können wir Antworten finden, Lösungen im Kontext von Smart Government entwickeln?

Smart Participation

Mehr als 15 Jahre intensive Forschung bildeten die Grundlage für die Entwicklung der ‘Distributed Citizen Participation (DCP)’. Das Modell geht völlig neue Wege. Es möchte einen Raum für Innovation eröffnen; einen Rahmen bieten, in dem sich Gruppen kooperativ komplexen Sachverhalten zuwenden, Lösungen finden, neue Ideen entwerfen. So werden Prozesse angestoßen, durch die in konkreten Problemlagen Entscheidungen herbeigeführt und kreative Möglichkeiten der Umsetzung gefunden werden können.

Das DCP-Modell setzt hierbei auf gemeinsame und aufeinander abgestimmte Maßnahmen statt auf Alleingänge. An erster Stelle steht deshalb die Bildung einer kooperativ agierenden Einheit. Diese entwickelt sich spontan aus dem Prozess heraus. Der zweite wesentliche Aspekt umfasst das intuitive Verständnis über Gruppenbeziehungen. Die dritte Ebene bilden institutionalisierte Vereinbarungen, die Regulierungsmaßnahmen ermöglichen sollen.

Doch auf welche Weise kommt nun ein Informationsfluss zustande? Wie kann man sich den sich ständig verändernden Austausch in einem Modell wie der DCP vorstellen? Hier kommt das ‘Liquid Networks of Cooperation (LNC)’ ins Spiel.

Liquid Networks of Cooperation (LNC) 

Das ‘Liquid Networks of Cooperation (LNC)’ bezeichnet die ständige Interaktion zwischen den Bürgern und verschiedenen Akteuren, die die Einrichtung von Kommunikations- und Strukturnetzen verantworten. Es bietet einen Anreiz, die Bereiche Bildung, Kommunikation und Integration als Ressourcen zu nutzen, um neue Entwicklungspotentiale zu erschließen.

Der Begriff “Liquid” bezieht sich dabei auf den Informationsfluss, der durch das Zusammenwirken der Akteure bei den Aktivitäten der DCP entsteht. Wie das Wasser für das Leben unverzichtbar ist, so sind Wissen, Erfahrung und Information von wesentlicher Bedeutung für Innovation und die Entwicklung der zukünftigen Gesellschaft.

Mit anderen Worten: Es geht nicht darum, wer das größte Wissen besitzt, sondern darum, wer in der Lage ist, Information oder Wissen zu erlangen, zu interpretieren, zu analysieren oder zu verwenden. Denn nur dann kann Wissen sinnvoll zur Entwicklung der Gemeinden eingesetzt werden.

Koordination und horizontale Zusammenarbeit bilden die zentralen Pfeiler des LNC. Im Zentrum stehen die vier Stakeholder-Gruppen: Die Politik, die Bürger, der Moderator und die Experten. Um diese gruppiert sich ein Netzwerk externer Spezialisten. Der permanente grenzüberschreitende Austausch ist hier das entscheidende Moment. Das Netzwerk kann mithilfe von Bausteinen modifiziert werden. Je nach den sich ständig ändernden Bedürfnisse oder Situationen der Gemeinden können Teile des Netzwerkes hinzugefügt oder entfernt werden. 

Das Liquid Networks of Cooperation (LNC) bietet die Möglichkeit sowohl Bürger als auch Migranten sinnvoll in die Debatte zu integrieren, um so eine weitaus umfassendere Bandbreite an Entwicklungspotentialen zu ermöglichen. Smart Participation verkörpert also in einer solchen Problemstellung die sozialen Werte und Prinzipien, die das demokratische Selbstverständnis einer Kommune stärken.

Lösungen finden

Ich hoffe, dass ein solches Netzwerk nach einiger Zeit Nationen überspannend über 500.000 Menschen und Institutionen vereinen wird, um ganz lokale und konkrete gesellschaftliche Fragestellungen zu lösen. Nicht zuletzt soll das Modell aber auch dazu dienen, das Vertrauen der Bürger in Entscheidungsprozesse zu stärken, indem sie stärker eingebunden und damit ernst genommen werden.

Gerade in der Europäischen Union entwickelt sich seit einigen Jahren ein starkes Bemühen, diese innovative Form der Demokratie stärker voranzubringen. Der Grund liegt auf der Hand: Die Bürger fordern größeren Einfluss. Entscheider auf allen Ebenen erkennen daher zunehmend, dass es sinnvoll ist, die Erfahrungen und das Wissen der Bürger zu nutzen, denn diese sind oft selbst die Spezialisten für ihre Probleme.

Lösungen, die in einem solchen Netzwerk erarbeitet werden, sind in der Bevölkerung weitaus mehr anerkannt als solche, die nur auf lokaler Ebene und ohne Einbindung von Bürgern und Experten gefunden werden.